FREDERIKs Top 20
FREDERIKs TOP 20
Ich habe nicht nur Songs, sondern auch EPs oder Alben der jeweiligen Jahre in meine Liste aufgenommen, wobei der Fokus auf HipHop lag.
1993: Schönheitsfehler – Broj Jedan (EP)
Die erste österreichische HipHop-Platte mit Texten in der eigenen
Muttersprache. Was heute selbstverständlich ist, war 1993 – auch in
Deutschland – ein Novum: Rap auf Deutsch. Zu dieser Zeit war das
innerhalb der HipHop-Szene noch ziemlich verpönt. Aber die Fantastischen
Vier und – für österreichischen HipHop noch wichtiger – Advanced
Chemistry zeigten, dass „Sprechgesang“ auf Deutsch funktionierte. Mit
dem ersten Song der Platte, dem politischen „Ich dran“, erregten
Schönheitsfehler einiges an Aufsehen und erreichten damit auch Leute,
die eigentlich mit HipHop-Musik nichts am Hut hatten. Siehe Martin
Blumenaus Kommentar zum ersten Auftritt von Schönheitsfehler: http://fm4v2.orf.at/connected/224498/main.html Aus heutiger Sicht auf jeden Fall ein Meilenstein in der österreichischen HipHop-Musikgeschichte!
1994: Total Chaos – …aus dem Wilden Westen (EP)
Total Chaos waren ein Duo aus Innsbruck mit Manuva (Clemens Fantur) als Rapper und DJ DBH (Holger Hörtnagl) als DJ und Produzent. 1993 konnten sie bereits einen Platz auf dem ersten österreichischen HipHop-Sampler namens „Austrian Flavors Vol. 1“ ergattern. Ein Jahr später veröffentlichten sie ihre erste EP „…aus dem Wilden Westen“ und starteten mit Songs wie „Traurig, aber wahr“ ihre Musikkarriere. Der erwähnte Song zählt sicherlich zu den Klassikern österreichischer HipHop-Musik. Total Chaos mutierten in den 90ern neben Schönheitsfehler und Texta zum Aushängeschild des hiesigen Alpenraps. Sowohl Manuvas Texte wie auch seine Art sie vorzutragen und die smoothen, meist auf jazzigen Sampeln aufbauenden Beats von DJ DBH begeistern mich auch heute nach bald 20 Jahren immer noch.
1995: Texta – Geschmeidig (EP)
Mit Texta ist das österreichische HipHop-Triumvirat der 90er Jahre
komplett. 1993 gegründet sind sie heute die längst dienende
HipHop-Gruppe des Landes. Zwar sollte sich Texta auf den nächsten Alben
sowohl produktionstechnisch als auch raptechnisch noch um ein vielfaches
steigern, aber das erste Album ist nun mal das erste Album und daher
muss auch “Geschmeidig” in dieses Liste. Mit dem Song „3Uhr10“ kann die
Platte auch ein Stück Musik vorweisen, das heute – samt dem
dazugehörigen Video – eigentlich schon Kultstatus genießt.
1996: Sonz Of Da Doom – Heaven In Hell (LP)
Sonz of da Doom sind nicht so bekannt, wie die drei bereits
erwähnten Gruppen und das obwohl sie eine der ersten heimischen
HipHop-Gruppen mit einem Majorlabelvertrag waren. Sonz of da Doom war
ein Projekt der beiden Brüder Michael und Ibrahim Ongeri und war quasi
ein Vorläufer der Gruppe Aphrodelics. Klassischer 90er Jahre HipHop, der
sich vor den amerikanischen Vorbildern nicht verstecken muss!
1997: DJ DSL – Anton Polster Du Bist Leiwand (Single)
DJ DSL (DJ Super Leiwand) war der erste wirkliche HipHop-DJ des
Landes, der 1988 sogar an den Turntable-Weltmeisterschaften (ja so etwas
gibt es!) teilnahm. Vor allem durch sein Mitwirken an der Radiosendung
Tribe Vibes and Dope Beats sowie an einigen der ersten heimischen
HipHop-Veranstaltungen war er ein Vorbild für die nachfolgenden
DJ-Generationen. Bis heute hat er nur ein Album (#1, 2002) und eine
Handvoll Songs sowie Remixe produziert. Das dafür immer auf hohem
Niveau, wie auch dieses frühe Stück zeigt. Die schöne Single “Anton
Polster du bist leiwand”, die eine Hommage an die vielleicht beliebteste
Fußballlegende des Landes ist, ist ein smoother Song mit viel
Augenzwinkern.
1998: Aphrodelics – Rollin‘ on Chrome (Single)
Die Aphrodelics landeten mit ihrer Single “Rollin’ on Chrome”
einen beachtlichen internationalen Erfolg und kurz sah es so aus, als
könnten sie die ersten österreichischen HipHop-Stars werden. Leider
blieb ihnen der endgültige internationale Durchbruch verwehrt. Dieser
Song zählt aber dennoch zu den besten, die hierzulande veröffentlicht
wurden. Mit seinem elektronischen Instrumental war er eigentlich seiner
Zeit voraus.
1999: Waxolutionists feat. Manuva – Nachtschattengewächs (Single)
Die erste österreichische Turntablism-Crew (eigentlich zeichnet
sich nur 1/3, The Bionic Kid, für das Instrumental verantwortlich) macht
gemeinsame Sache mit einem der besten heimischen Rappern, Manuva von
Total Chaos. Das Produkt ist einer meiner absoluten Lieblingsrapsongs. –
Und das nicht auf Österreich oder den deutschsprachigen Raum
beschränkt. Sogar Dendemann, ehemals Rapper des deutschen HipHop-Duos
Eins Zwo, sagte in einem Interview einmal, dass “Nachtschattengewächs”
das vielleicht beste deutschsprachige HipHop-Stück sei, das je
geschrieben wurde. Zählt sicherlich zu den Sternstunden heimischer
HipHop-Musik und zu meinen persönlichen Favorits! Checkst du, spürst du,
hörst du seinen Flow?
2000: Schönheitsfehler – Fuck You (Single)
Nochmal Schönheitsfehler. Diesmal mit einer Single ihres
erfolgreichsten Albums „Sex, Drugs & HipHop“. Dieses Lied hat mich
damals als Jugendlicher begeistert, obwohl ich zu dieser Zeit noch nicht
viel für HipHop übrig hatte und tief in gitarrenlastiger Punk sowie
Indie-Rock-Musik verwurzelt war. Sido fand den Song als Juror von
„Helden von Morgen“ scheiße. So gut ich ihn als Juror bei der Großen
Chance finde – danke für Jeannée und Heinzl -, aber in diesem Punkt irrt
er sich schlicht und einfach. Schönheitsfehler haben für diese Kritik
wohl auch nur eine Antwort übrig: Fuck You!
2001: Bauchklang – Jamzero (LP)
Bauchklang zählt eigentlich nicht zur HipHop-Szene. – Auch wenn
Beatboxing natürlich eines der Elemente der Kultur darstellt. Aber
Bauchklang musste einfach in diesen Kanon meiner Lieblingsalben und
Gruppen. Nachdem ich sie das erste Mal live erleben durfte, begann ich
ebenfalls zu beatboxen. Ich hab sie seitdem immer wieder live gesehen
und es war jedes Mal ein Erlebnis. Ihr erstes Album „Jamzero“ kommt ja
leider nicht an ihre Live-Qualitäten heran. (Diese kann man auf ihrem
Album „Live in Mumbai“ bestaunen.) Dennoch eine der persönlich
prägendsten und zugleich weltweit erfolgreichsten Gruppen Österreichs
und deshalb muss ihr Erstlingswerk in diese Liste.
2002: Kayo & Phekt – KO Drops EP
Kayo & Phekt bilden ein klassisches HipHop-Duo. Two
Turntables and a Microphone. Mich begeistert vor allem Kayos Umgang mit
der deutschen Sprache. Über stets hochwertige Boombap-Beats liefert er
Wortspiele und Reimketten, die man manchmal öfter anhören muss, um
wirklich alles zu verstehen. Schon der Titel der ersten EP ist
Doppeldeutig. Einerseits kann er als K.o.-Tropfen EP übersetzt werden.
Andererseits spricht man Kayo und KO auf Englisch gleich aus. Im
HipHop-Jargon kann man zu einem Album-Release auch sagen, dass man ein
Album „droppt“. Also kann der Titel auch als Kayo droppt EP gelesen
werden. Diese Liebe zur Doppeldeutigkeit durchzieht Kayos gesamtes
Schaffen. Da derartig ausgefeilte Texte Zeit zum Entstehen brauchen,
dauerte es auch nochmals 9 Jahre bis mit „Des sogt eigentlich ois“ 2011
endlich das Debütalbum releast wurde. Auf jeden Fall eine Empfehlung für
HörerInnen mit einem Faible für durchdachten Sprachgebrauch! Da es von
der ersten EP kein Video gibt, hier ein Musikbeispiel vom Debütalbum:
http://www.youtube.com/watch?v=l4Z48KtJKFA
2003: Urbs & Cutex – Peace Talks! (LP)
Urbs & Cutex sind zwei der bekanntesten und erfolgreichsten
DJ-Produzenten des Landes. Tief im HipHop verwurzelt haben sie sich dem
Genre der „Dope Beats“ verschrieben. D.h. sie liefern auf ihrer zweiten
LP „Peace Talks!“ eine gewohnt hochwertige Mischung von instrumentalen
HipHop-Nummern, die auf interessante Samples und smoothe Beats aufbauen.
Dazu gibt es gelungene Scratcheinlagen, mit deren Hilfe die Beiden
ihren Instrumentalnummern durch gezielten Einsatz von Wordcuts auch eine
Aussage mitgeben können. Ein gutes Beispiel und mein absoluter
Lieblingssong des Duos stellt „The Thing“ dar. In Dauerschleife anhören
empfohlen!
2004: Naked Lunch – Songs for the exhausted (LP)
Ein kompletter Ausreißer dieser Liste: Naked Lunch und ihr
Comeback-Album “Songs for the exhausted”. Als gebürtiger Kärntner muss
ich natürlich stolz sein auf dieses Indie-Rock-Urgestein aus dem Süden
Österreichs. Die Band und vor allem dieses Album genießen bei mir aber
nicht nur wegen der örtlichen Nähe oder der Tatsache, dass ich beim
Konzert zu diesem Album das erste Mal Sir Tralala live erleben durfte,
einen hohen Stellenwert. Kaum eine Band vermag es, mich emotional derart
mit ihren Songs zu berühren. Naked Lunch suchten ein Jahr nach einem
Label, der dieses (vollständig fertige) Album vertreiben wollte. Nach
dem großen Aufstieg in den 90ern folgte der noch größere Fall, der mit
diesem Album wieder umgekehrt werden sollte. All die Schwere und Trauer
trifft auf Hoffnung und sogar ein wenig Kitsch und ergibt in meiner
Wahrnehmung eines der stärksten und eindringlichsten Alben des Landes
(und damit meine ich nicht nur des Landes Kärnten). Hier die Single "God"
Attwenger mögen auf den ersten Blick auch wieder ein weiterer
Ausreißer aus dem HipHop-Kosmos erscheinen. In Wirklichkeit sind die
beiden Mitglieder der Gruppe stark mit der heimischen HipHop-Szene
verbunden. Texta übernahmen nämlich deren Studio im Keller des Hauses
von Hans-Peter Falkner (der Mann an der steirischen Harmonika). 2007
entstand so auch der Kollabo-Song „(So schnö kaust gor net) schaun“
gemeinsam mit Texta, der in der Originalversion auf diesem Album
vertreten ist. Auch Markus Binders Vortrag seiner Texte kann als eine
Art Rap durchgehen. Aber auch völlig unabhängig von den
HipHop-Einflüssen ist Attwenger einfach eine Gruppe, die es wie keine
zweite schafft, österreichische Volksmusik im oberösterreichischen
Dialekt mit modernen Popelementen zu verknüpfen – ohne irgendwie
aufgesetzt zu wirken. Auch sind sie große Kenner der österreichischen
Seele, wie auf der grandiosen Nummer „Dum“ nachzuhören ist!
2006: Die Unsichtbaren – Schwarze Erde (LP)
2006 veröffentlichten Texta gemeinsam mit ihren Labelkollegen als
“Die Unsichtbaren” das Konzeptalbum „Schwarze Erde“. Für dieses Projekt
nahm jeder der zwölf beteiligten Rapper einen Decknamen an. Reiht man
diese in der richtigen Reihenfolge aneinander, ergeben die
Anfangsbuchstaben der Pseudonyme „U.N.S.I.C.H.T.B.A.R.E.N.“. Neben den
Rappern waren fünf DJs sowie vier Produzenten an dem Unterfangen
beteiligt. Ein sehr ambitioniertes Projekt, das in Österreich – bzw. im
gesamten deutschsprachigen Raum – seinesgleichen sucht. Die Stimmung der
Platte ist musikalisch wie auch textlich düster gehalten. Die meist
abstrakten Texte handeln laut Pressemitteilung „vom Kampf gegen
Unterdrückung, Leid und Verachtung“. Ob dem so ist, kann sich jede/r
selbst überzeugen. Ein Anspieltipp meinerseits ist jedenfalls der Song
„Frei“. Aber eigentlich sollte man sich die Zeit nehmen und das
Album von vorne bis hinten anhören und sich in dieses verrückt abstrakte
Parallelwelt entführen lassen.
2007: Texta – Paroli (LP)
Ja, schon wieder Texta! Wenn man über HipHop-Musik aus Österreich
redet, kommt man an ihnen einfach nicht vorbei. Das gilt noch mehr, wenn
man auf professionell produzierte Boombap-Beats gepaart mit Texten zum
Zuhören steht. Ich hab „Paroli“ in diese Liste aufgenommen, da ich
eigentlich erst durch dieses Album so richtig in die heimische
HipHop-Musikszene eingetaucht bin. Lange Zeit konnte ich mit dem
oberösterreichischen Dialekt nichts anfangen und wurde auch mit Texta
lange nicht wirklich warm. Aber spätestens mit diesem Album änderte sich
meine Einstellung zur Gruppe und eigentlich auch zu HipHop aus
Österreich allgemein. Texta zeigten sich auf „Paroli“ so politisch wie
nie zuvor und lieferten mit „Pause für Rebellen“, dem bereits erwähnten
„(So schnö kaust gor net) schaun feat. Attwenger“, „Die Faust“ oder
„Jugend ohne Kopf“ (mit einem ausgezeichneten Part des damals noch sehr
Jungen Rappers Average) einige meiner persönlichen Favorits ihrer
Diskographie ab.
2008: Brenk – Gumbo (LP)
Brenk zählt derzeit zu den erfolgreichsten österreichischen
Beatproduzenten, der mit seinen Beats als erster den Sprung in die
amerikanische HipHop-Szene schaffte. Seit der Jahrtausendwende war er
jedem HipHop-Liebhaber in Österreich ein Begriff. Da er es jedoch Leid
wurde, darauf zu warten, dass sich Rapper endlich entschlossen, einen
seiner unzähligen Beats zu voicen, entschloss er sich mit „Gumbo“ sein
erstes Solo(-Instrumental)-Album zu veröffentlichen. Auf diesem zeigt
Brenk in insgesamt 40(!) Nummern sein ganzes Können und kredenzt einen
super Beat nach dem anderen. Spätestens mit dieser Veröffentlichung
wurden auch Leute außerhalb der heimischen HipHop-Szene auf diesen
grandiosen Beatschmied aufmerksam und Brenk konnte seine internationale
Karriere starten.
2009: Kamp – Versager ohne Zukunft (LP)
Florian Kampelmühler alias Kamp machte bereits Ende der 90er als
begnadeter Freestylerapper auf sich aufmerksam. Er veröffentlichte eine
Handvoll wohlwollend aufgenommener EPs bis er 2009 endlich gemeinsam mit
dem befreundeten Produzenten Whizz Vienna sein Debütalbum „Versager
ohne Zukunft“ auf den Markt brachte. Diese Platte wurde zu Recht vom
auflagestärksten HipHop-Magazin Europas, der deutschen Juice, zum Album
des Jahres gekürt. Kamp besticht durch seinen ganz eigenen Flow und
Rapstil. Die Texte auf dem Album sind oftmals sehr persönlich und immer
auf lyrisch hohem Niveau. Untermalt mit den auf Soulsampeln basierenden
Beats von Whizz Vienna ist dieses Album meiner Meinung nach eines der
besten HipHop-Alben, die im deutschsprachigen Raum veröffentlicht
wurden. Kamp markiert auf Albumlänge – dem Titel entsprechend – den
Versager ohne Zukunft, der vom Pech verfolgt nur mehr im HipHop und
Alkohol sein wohl findet. Es ist mehr als empfehlenswert sich auf dieses
Album einzulassen und Kamps mit Wortwitz durchzogenen Understatements
zu lauschen. Anspieltipp: So Sorry
2010: Skero – Kabinenparty (Single)
Eigentlich veröffentlichte Skero sein Album “Memoiren eines
Riesen” und das Video zu Kabinenparty bereits 2009. In diesem Jahr war
es auch schon ein kleiner Hit auf FM4. Über den Winter sollte sich der
Bekanntheitsgrad des Songs jedoch stetig steigern. Dies geschah unter
anderem mit Hilfe einer Facebook-Gruppe, die dazu aufrief „Kabinenparty“
auf die Nummer eins der Charts zu hieven. Nummer eins wurde es dann
nicht, aber immerhin schaffte es Skero mit Kabinenparty in die Top Ten
und konnte einen waschechten Sommerhit, samt Ö3 Airplay und Verwendung
von Textstellen durch die SPÖ in Wien sowie Mc Donalds, für sich
verbuchen. Bringt auch heute noch jede Party zum
Kochen!
2011: Yasmo – Keep it realistisch (LP)
Weibliche Rapperinnen sind leider sehr spärlich gesät und auch in
Österreich ist das nicht anders. Aber es gibt eine Handvoll davon und
Yasmo aka Miss Lead zählt zu den interessantesten. Yasmo kommt
eigentlich aus der Poetry Slam Szene. Man kann daher – was bei HipHop
leider oftmals nicht der Fall ist – davon ausgehen, dass sie in ihren
Texten was zu sagen hat und wortgewand über die klassischen HipHop-Beats
dieses Albums – die hauptsächlich von ihrem DJ Partner Bacchus stammen –
rappen kann. Es tut einfach gut, mal ehrliche Texte mit überlegten
Gedanken zum eigenen Leben zu hören und nicht die immer gleichen
Geschichten, darüber wie sehr das übersteigerte Ego des Rappers besser
ist als das übersteigerte Ego der anderen Rapper. Das Album ist wirklich
eine runde Sache geworden und kann jedem/r empfohlen werden, die/der
mal Texte abseits so oft bemühter hypermaskuliener Attitüden hören
möchte! Anspieltipp:Cornetto Erdbeer
2012: Fuzzman – Trust me Fuckers (LP)
Ja ein weiterer Ausreißer und wieder hat er mit Naked Lunch zu
tun. Herwig Zamernik alias Fuzzman ist den meisten als Bassist und
Gründungsmitglied von Naked Lunch bekannt. Er ist aber nicht deswegen in
der Liste und auch nicht, weil er das Debütalbum meiner Band „General
Hatzenbichler & the apologists of groove and seduction“ produziert
hat. Seit Jahren bestreitet Fuzzman seine Solo-Pfade, in denen er seinen
kreativen musikalischen Fantasien freien Lauf lässt. Und das ist das
Schöne an diesem Album. Man hört, dass Herr Fuzzman macht worauf er Lust
hat und da er praktischerweise ein eigenes Studio betreibt, kann er
sich soundtechnischen Spielereien hingeben, bis alles passt. Sehr schön
sind vor allem sein Schlager „Spiel mir das Lied von der Liebe“ (samt
Musikvideo) und sein Protestsong „Haltet Abstand“. Vor allem letzterer
spricht mir als gebürtiger Kärntner aus der Seele und stellt alle
Beiträge des FM4-Protestsongcontests in den Schatten!
2013: The Unused Word – ∞ (Infinity) (LP)
The Unused Word ist eine Sängerin und Produzentin, die auf den
ersten Blick nichts mit HipHop zu tun hat. Auf den zweiten Blick sieht
man jedoch die Gastrapper auf dem Album und dass es über das derzeit
innovativste HipHop-Label Österreichs, „Duzz Down San“, veröffentlicht
wurde. Aber das sind nur Nebensächlichkeiten. Was das Album so besonders
macht, sind die teilweise von ihr produzierten Beats, ihre (teilweise
herunter gepitchte) Stimme sowie Stimmung und Gefühl, das The Unused
Word über die Boxen rüberbringt. Als ich das Album zum ersten Mal gehört
hab, hab ich es gleich noch drei oder viermal hintereinander angehört.
Seitdem durfte ich sie auch schon drei Mal live erleben, was ich jeder/m
nur empfehlen kann! Aus meiner Sicht eines der größten musikalischen
Talente des Landes, die es zu Recht zu einem Kulturmontag-Beitrag auf
ORF2 geschafft hat und mit diesem Album zeitweise sogar Nummer 1 bei den
Downloadcharts von Bandcamp.com rangierte. Anspieltip: Heaven