Peter "Pita" Rehberg (1968 - 2021)
Peter "Pita" Rehberg
geboren am 29. Juni 1968 in Tottenham, London; † 22. Juli 2021
Als ich 1988 in Wien bei Peter Weibel an der Angewandten zu studieren begann, dauerte es nicht lange, bis ich in Wien auf verschiedenen Plattformen aufschlug. Im 7. Bezirk wohnhaft, war mein öffentliches Wohnzimmer die Blue Box. Es gab Zeiten, da war ich täglich dort. Keine Bekanntschaft mit Peter Rehberg, kurz Pita, zu machen, war demnach unmöglich, weil es so schien, als sei die Blue Box das Redaktionsbüro vom Fanzine Der Gürtel gewesen. Und weil wir beide Extreme-Music-Heads waren, die Musik von WIRE im Herzen trugen und in vielen Klangwelten ähnlich tickten, gingen wir uns nicht aus dem Weg, sondern suchten die Kooperation. Richtige Freunde wurden wir nie, was uns aber nicht zu fehlen schien.
1996 und 1997 kuratierte ich bei der Ars Electronica die musikalische Nightline mit dem Titel „Subtronic“. 1996 holte ich den Mego Act Fennesz nach Linz und 1997 köderte ich dich, lieber Pita, mit einem sich permanent verändernden Performance Space für eine Mego-Nacht, nämlich einem Donauschiff. Das Mego "Love Boat" feat. General Magic, Farmers Manual, Fennesz, Pita , Hecker, Bruce Gilbert und Visuals von Tina Frank legte dann um 23h ab. Das Boot war voll, aber nach der Durchsage, dass die Fahrt bis 4h Morgens dauern würde, es keinen Stopp mehr gäbe, verloren wir ungefähr 30% des Publikums. Was uns nicht störte, ging es uns doch um den real shit! Das Konzert von Bruce Gilbert während das „Love Boat“ gerade in der Staumauer von Abwinden/Asten abgesenkt wurde, werde ich nie vergessen. Massive music in a massiv space. Wir sahen uns an, ganz nah am Platzen, weil es soundmäßig so abging.
Ob vor oder nachher, ludst du mich ein bei einem WIRE Abend in der Szene Wien in einer Luftgitarren-Band mitzuspielen. Hinter dem Vorhang WIRE mit Instrumenten, vor dem Vorhang die Luftgitarristen. Ein irrer Abend mit unzähligen, geistöffnenden Gesprächen im Vorfeld. Welch schöne Zeit! Mit Volldampf und viel Risiko gegen das Format, das gerade den Underground zu verändern begann. Da warst du in deinem Element, da war es klar: No compromise!
Als ich als The Smiling Buddhas im Frühling 2009 im Rhiz auftrat, warst du sehr verstört, „was ich denn da mache“, „wohin meine Reise denn gehe“, … viele Fragen. Du selbst hattest damals einen ganz klaren Weg vor dir, den du bis zu deinem Ableben künstlerisch kompromisslos gegangen bist. Mir taugten auf deinem Label Editions Mego am meisten die noisigen, harschen und schweren Bretter à la Haswell, KTL oder Pita („Get In“, „Get Out“). Die Musik von Chra und Fennesz liebe ich sowieso, da sind wir wieder auf der selben Wellenlänge wie damals, in den späten 80igern und frühen 90igern.
Wenn man sich auf SRA deine Seiten
(siehe Screenshots) ansieht, dann wird einem schnell klar, wie üppig
dein Werk ist, wie kommunikativ du agiert hast und wie viele Projekte du
ins Laufen und am Leben gehalten hast. Du bist ein großartiger Kollege
und einer der besten Navigatoren in Sachen extreme music gewesen! Es hat
mich sehr tief getroffen, als ich von deinem Tod erfahren habe, nicht
nur weil du viel zu jung von uns gegangen bist, sondern weil dein
Fehlen erst zeigen wird, wie groß dein Wirken und Schaffen war.
In welcher Energieform du auch wandelst, keep it going the same way because it‘s the right way! Ruhe sanft, aber mit mächtigem Sound!
Deiner Familie und allen Hinterbliebenen bekunde ich unser tief empfundenes Beileid und Trost in der schweren Zeit.
Wolfgang „Fadi“ Dorninger
SR-Archiv österreichischer Popularmusik