POPFEST 2011 - Das Programm
Bensh
Bo Candy & his Broken Hearts
Coshiva
Crazy Bitch in a Cave
Mäuse
Dust Covered Carpet
Filou
Francis International Airport
GUSTAV
Ja, Panik
Kamp
Kayo
Luise Pop
M185
MA21
Marilies Jagsch Solo
Meaghan Burke
Ping Ping
Sex Jams
Skero
Sweet Sweet Moon
The Happy Kids
Violetta Parisini
I-Wolf - aka Wolfgang Schlögl
Beat Beat
Black Shampoo
Broken.Heart.Collector
Cardiochaos
Ginga
Mika Vember
Trouble Over Tokyo
Donnerstag, 5. Mai
- Seebühne
- 19 Uhr: Skero & S.K. Invitational & Lylit
- 20.30 Uhr: Gustav
- Wien Museum
- 22 Uhr Balkon: Mika Vember
- 23 Uhr: Meaghan Burke
- 24 Uhr: Dust Covered Carpet
- 1 Uhr: Marilies Jagsch Solo
- brut im Künstlerhaus
- 23.30 Uhr: Broken.Heart.Collector
- 1.20 Uhr: Crazy Bitch in a Cave
- 2.30 Uhr: Cherry Sunkist
Freitag, 6. Mai
- Seebühne
- 19 Uhr: Trouble over Tokyo
- 20.30 Uhr: Violetta Parisini feat. Coshiva
- 22 Uhr: Cafe Olga Sanchez
- TU Prechtlsaal
- 23 Uhr: Bo Candy & His Broken Hearts
- 24 Uhr: Hip-Hop-Night presented by Skero - Kamp/Kayo/MA21
- brut-Bar im Künstlerhaus
- 23 Uhr: DJ Rainer Krispel & Peter Nachtnebel
- Kunsthalle project space - Popfest Sessions
Samstag, 7. Mai
- Seebühne
- 19 Uhr: Black Shampoo
- 20.30 Uhr: Francis Int. Airport
- 22 Uhr: Ja, Panik
- Wien Museum
- 15 Uhr: Al Bird's Trash Rock Archives
- 16 Uhr: Live Sweet Sweet Moon
- 17 Uhr: Wolfgang Kos im Gespräch mit Sigi Maron
- TU Prechtlsaal
- 23.30 Uhr: Beat Beat
- 0.30 Uhr: Sex Jams
- 1.30 Uhr: The Happy Kids
- 2.30 Uhr: Mäuse
- brut-Bar im Künstlerhaus
- Kunsthalle project space - Popfest Sessions 2011
- 11 Uhr Workshop 1: Promote your own music
- 12.30 Uhr Panel 5: Verteilungsgerechtigkeit?
- 14 Uhr Workshop 2: Skero & Flip: Do it yourself
- 15.30 Panel 4: Live Bensh
- 16 Uhr Panel 6: Labeling & Stadtmarketing
- 17.30 Uhr: Live Chardiochaos
Sonntag, 8. Mai
- Seebühne
- 14 Uhr: Legenden Brunch - Ernst Molden All Star Band präsentiert Maria Bill, Willi Resetarits, Peter Henisch, Sigi Maron & Robert Räudig
- 19 Uhr: Son of the Velvet Rat
- 20.30 Uhr: Ginga
- Wien Museum
- 17 Uhr Tanz Baby!
- TU Hof 1
- 22.30 Uhr: Luise Pop
- 24 Uhr: Ping Ping
- 1.30 Uhr: Wolfgang Schloegl
POPFEST 2011 – BEMERKUNGEN ZUM PROGRAMM
von Robert Rotifer, 14. April 2011
Ich hatte letztes Jahr den Mund ziemlich voll genommen, als es
darum ging, das erste Wiener Popfest anzupreisen. Ich hatte behauptet,
es gäbe derart viele interessante Bands oder sonstwie Musikmachende
in dieser Stadt, dass man nächste Woche gleich noch ein Popfest der gleichen
Qualität veranstalten könnte, ohne einen einzigen Programmpunkt zu wiederholen.
Beim Zusammenstellen dieser zweiten Auflage wollte ich mich selbst
beim Wort nehmen. Nicht mit dogmatischer Strenge – ein paar Leute
tauchen heuer in anderen musikalischen Rollen oder auf anderen
Bühnen wieder auf – aber sehr wohl im Bewusstsein, dass in jeder
Wiederholung die Gefahr der Institutionalisierung lauert.
Auch dieses Jahr will das Popfest nicht etwa eine Auslese der
„besten“ oder populärsten Popmusik der Stadt darstellen, sondern
eine Sammlung vertonter Visionen davon, wie eine solche in einer
besseren Welt klingen könnte. Eine Utopie also – entsprechend dem
Geist aller gelungenen Popmusik.
Im Konzept der Programmierung hat sich seit letztem Jahr einiges
geändert: Ich musste mich bald damit abfinden, dass sich die letztes
Jahr so erfolgreiche Idee der Label-Showcases heuer nicht mehr
durchziehen lässt, ohne dadurch den Blickwinkel einzuengen. Zu
viele Bands haben auf das Schrumpfen des Tonträgermarkts reagiert,
indem sie ihre Songs entweder überhaupt nur mehr online
oder als hausgemachtes Vinyl selbsttätig veröffentlichen – der logische
nächste Schritt nach der Flucht vor den Majors: vom Minilabel
zum Eigenverlag unter Verwendung kollektiver Promotions-strukturen.
Der auf der Hand liegende alternative Ansatz zur Gestaltung der
Spätschienen waren musikalisch bzw. ästhetisch definierte Themen,
zwar locker genug definiert, um innerhalb der vier Tage Popfest keine
Spaltung in isolierte Kleingemeinden zu betrei-ben, aber doch auch
schlüssig genug, um ein paar auffällige rote Fäden im anhal-tenden
Wuchern der Wiener Popmusik aufzugreifen.
Kurzer Einwurf von wegen „Wiener Popmusik“: Schon das erste Popfest
schaute den MusikerInnen nicht auf den Meldezettel. Beim
zweiten sind noch mehr KünstlerInnen aus anderen (Bundes)Ländern
mit dabei, manche von ihnen leben in Wien, andere halten sich nur
gelegentlich da auf. Alle spielen mit ihrer Musik in Wien eine über
Tournee-Termine hinausgehende Rolle.
Um aber auf die roten Fäden zurückzukommen: Was Gustav und
Skero am Eröffnungsabend eint, ist neben ihrer absoluten künstlerischen
Selbstbestimmtheit vermutlich auch die erhöhte Wichtigkeit
des Worts in ihrem Werk. Das darauf folgende Nachtprogramm im
brut dagegen handelt von Glamour und/oder Verfremdung und dem
Schnittpunkt zwischen Pop- und Kunstszene (broken.heart.collector,
Crazy Bitch In A Cave, Cherry Sunkist). Zeitgleich gibt es im Wien
Museum Platz für die an den anderen Locations schwerer vermittelbare
akustische Variante (Mika Vember auf dem Balkon, und dann
im Museum Meaghan Burke, Dust Covered Carpet, Marilies Jagsch).
Die bunteste Mischung bietet der Seebühnen-Freitag (Trouble Over
Tokyo, Violetta Parisini featuring Coshiva, Café Olga Sanchez), die
Partynacht gehört dagegen diesmal dem Hip Hop - abgesehen vom
Übergang in die Nacht via Bo Candy & His Broken Hearts, deren
Bandleader Thomas Pronai völlig zurecht vermerkt: „Immerhin haben
wir mit den Hip Hoppern gemeinsam, dass wir auf die gleiche
schwarze Musik zurückgreifen“. Nun steht der Hip Hop ja für eine
Kultur, in der ohne gründlich erworbene Credibility nichts zu holen ist –
daher auch unsere Einladung an den diesbezüglich bestens geeigneten
Skero, ein Line-Up mit seinen persönlichen Favoriten für die
Freitag-Nachtschiene aufzustellen (Kayo, Kamp, MA21).
Der Samstag widmet sich dagegen fast gänzlich der unübersehbaren
Blüte ordentlich guter Gitarrenbands (vertreten durch Ja, Panik,
Black Shampoo, Francis Inter-national Airport), inklusive eines kleinen
Garage-Punk/Noise Pop-Schwerpunkts in der Spätschiene (Beat Beat,
Happy Kids, Sex Jams; Ausnahme, aber auch schön laut: Die
Mäuse).
Am Sonntag regt sich die Seebühne schon um 14 Uhr mit einem im
wörtlichen Sinne einmaligen Konzert („Legenden Brunch“), das in
der schieren Unwahrscheinlichkeit seines Zustandekommens sozusagen
die ultimative Utopie der Parallelweltentheorie, nämlich deren
Zusammenführung erfüllt. Einfacher ausgedrückt: Sigi Maron auf
einer Bühne mit Maria Bill auf einer Bühne mit dem Nino aus Wien
auf einer Bühne mit Peter Henisch auf einer Bühne mit Robert Räudig
auf einer Bühne Willi Resetarits auf einer auf einer Bühne mit Ernst
Molden. Zugegeben, letzteres soll zumindest schon vorgekommen
sein. Genauso wie ein Popfest-Auftritt von Tanz Baby!, letztes Jahr auf
der Seebühne, heuer dagegen aber als Popfest-Beitrag zum Muttertag
im an diesem Tage bei freiem Eintritt zugänglichen Wien Museum.
Wer sich an das letztes Jahr von Theyshootmusic im Wien
Museum aufgenommene Video erinnert, wird verstehen, dass Tanz
Baby! innen eine ganz andere Magie verspricht als Tanz Baby! außen.
Die Seebühne antwortet mit nie weniger als atmosphärischen, oft
schlicht ergreifenden Songs des Son of the Velvet Rat, gefolgt von
den Popfest-Talismanen Ginga, die letztes Jahre als unbekannte
Größe auf die Bühne des Prechtlsaal stiegen und eine knappe Stunde
später als die große Entdeckung wieder abgingen. Allen Ambitionen
zur Vermeidung von Wiederholungen zum Trotz, steht es einfach
an, Ginga vor jenem Publikum zu sehen, das sie sich seither erspielt
haben. Danach wird die letzte wohl die eklektischste aller Spätschienen
sein, von Luise Pop über Ping Ping bis hin zum letzten Vorhang in
Gestalt Wolfgang Schlögls Theatermusik.
Natürlich besteht das Popfest aber nicht nur aus den Gigs in der
Nacht: Die Freitag und Samstag am späten Vormittag beginnenden
Panel-Diskussionen und Workshops in der Kunsthalle bieten heuer
einigen politischen und kritischen Kontext zur Musik – versetzt mit
Kurzauftritten von vier der spannendsten Acts im Popfest-Programm,
von Filou und M185 über Bensh bis zu Cardiochaos. Den historischen
Hintergrund beleuchten wiederum am Samstag im Wien Museum Al
Bird Sputniks Trash Rock Archives, samt dem Auftritt von Sweet Sweet
Moon als gänzlich unhistorisches Zwischenspiel und Wolfgang Kos'
Gespräch mit Sigi Maron, der dabei als Vorschau auf den sonntäglichen
Legendenbrunch auch noch ein paar Solosongs darbieten
wird.
Ein Wort noch zum innerstädtischen Popfest-Austragungsort Karlsplatz
und seinen Schauplätzen: Die Zahl der Locations rund um den
Karlsplatz hat sich seit letztem Jahr um einen Standort vermehrt: Zur
rasch etablierten Open-Air „Seebühne“, dem Campus der TU mit
ihrem Innenhof und dem Prechtlsaal, dem Wien Museum und dem
Kunsthallen-project space kommt heuer neu das brut im Künstlerhaus
dazu. Dort wird donnerstags der elektrische Teil der Eröffnungsnacht
abgehalten, sowie freitags und samstags ein weiterer Popfest-
Hafen für alle über den Karlsplatz Treibenden eingerichtet sein.
So viel zum eigentlich Interessanten. Aus technischer Sicht sei angemerkt,
dass jetzt, wo wir über das erfreuliche und enorme Publikumsinteresse
am Popfest wissen, die „Seebühne“ höher und überdacht
und die Beschallung passender dimensioniert sein wird als letztes
Jahr. Auch der Verköstigungen wird es mehr geben, allerdings nicht
so viel mehr, dass das Popfest zu einem weiteren berieselten Freiluftgastronomie-
schauplatz mutiert. Im Mittelpunkt steht weiterhin die Musik.
Bleibt nach Monaten des Feilens am Line-Up bloß noch die nüchterne
Feststellung, dass es auch nach knapp 40 hervorragenden Acts
bei der Popfest-Premiere im letzen Jahr und der annähernd gleichen
Menge in diesem Jahr immer noch genug gute Musik in dieser Stadt
gibt, um jederzeit ein nächstes Popfest in der gleichen Qualität zu
veranstalten...